Janne Ahonen ist am Ziel seiner Träume: Bei einer im ersten Durchgang irregulären Schluss-Veranstaltung in Bischofshofen ließ sich der stoische Finne auch von einsetzendem Regen und einer immer langsamer werdenden Spur nicht beeindrucken und holte sich als erster Skispringer der Welt den 5. Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee. Gleichzeitig siegte er beim Showdown mit 251,6 Punkten vor dem Norweger Anders Bardal (243,6) und ÖSV-Adler Thomas Morgenstern (242,7), der sich in der Tournee-Wertung Rang zwei sicherte. "Das bedeutet mir sehr viel, aber ich werde es erst in ein paar Jahren einordnen können", sagte der glückliche Sieger nach seinem 34. Weltcupsieg.
Der Wettkampf stand unter keinem guten Stern. Im ersten Durchgang hatten die Springer große Probleme mit einer im Regen immer langsamer werdenden Spur. "Ich konnte das am besten handeln", sagte Ahonen. Doch für Gregor Schlierenzauer endete die Tournee mit einer Enttäuschung: Er war im Finale nicht dabei und vergab somit eine Spitzenplatzierung in der Gesamtwertung. "Das ist schon hart, aber das muss ein Spitzensportler abkönnen", sagte Schlieri tapfer, obwohl er mit den Tränen kämpfen musste.
Auch ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner versuchte fair zu bleiben: "Mir blutet das Herz. Ich will jetzt nicht, dass mit mir die Emotionen durchgehen. Aber wenn Tom Hilde, Simon Ammann, Wolfgang Loitzl und Schlierenzauer das Finale verpassen, dann ist da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Janne hat einen brutal schnellen Ski, das erklärt die Meter, die er Morgi abgenommen hat. Er hat gezeigt, was für ein Fuchs er ist", lobte ihn der Coach. Deutlichere Worte fand Loitzl, der zu den Regen-Opfern gehörte: "Das ist eine Katastrophe. Mit Fairness hat das nichts zu tun", schimpfte der sonst so stille Steyrer.
Neumayer Tournee-Dritter!
Doch des einen Leid ist des anderen Freud. Durch den Ausfall von Schlierenzauer, Hilde und Ammann rückte Neumayer in der Gesamtwertung auf den sensationellen dritten Rang vor. Dies ist das beste Tournee-Ergebnis für Deutschland seit Sven Hannawalds zweitem Platz im Jahr 2003. Neumayer auf dem Tournee-Treppchen! "'Ich kann kaum fassen, dass ich Dritter bin. Das war ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem völlig kuriosen Springen stehe ich plötzlich auf dem Treppchen. Wahnsinn", jubelte Neumayer, der wie ein kleines Kind am Exit Gate umherhüpfte. Fast hätte Martin Schmitt in Bischofshofen noch den Sprung auf das Podest geschafft. Mit 235,7 Punkten wurde er starker Vierter und kam in der Gesamtwertung noch auf Rang acht. Respekt!
Severin Freund schaffte im Salzburger Land ein hervorragendes Tages-Resultat. Der Teamkollege von Michael Uhrmann (Rastbüchl) wurde 20., dahinter reihte sich Georg Späth als 22. ein. Felix Schoft verpasste das Finale, Uhrmann hatte sogar die Qualifikation für den Wettkampf nicht geschafft und zog aus seiner schwächsten Tournee die logische Konsequenz: Er wird an den kommenden Weltcups nicht teilnehmen, sondern eine Wettkampfpause einlegen. "Ich muss mich auskurieren und wieder Grundlagen trainieren. Es würde momentan keinen Sinn machen, weiter im Weltcup zu springen", meinte Uhri, den auch noch eine Krankheit in Bischofshofen zurückwarf.
Flash quotes vom Finale
Simon Ammann: „Es war eine sehr schwierige Spur. Für mich war es nicht einfach den richtigen Mix für einen guten Sprung zu finden. Der Wettkampf hätte abgebrochen werden müssen. Es ist nicht verständlich, dass es weiter ging.“
Tom Hilde: „Ein sehr enttäuschender Wettkampf für mich. Bessere Sprünge wären drin gewesen. Die schlechten Bedingungen waren nicht der Grund für meine schlechte Leistung. Janne hat gezeigt, dass es ging.“
Wolfgang Loitzl: „Schwierig war es zu springen. Wenn du um 2 Km/h langsamer bist, dann bist du benachteiligt. Das bin ich nicht gewöhnt. Also hatte ich keine Chance. Um das Geschwindigkeitsdefizit auszugleichen hätte ich einen super Sprung gebraucht. Das ging heute nicht, also insgesamt kein fairer Durchgang.“
Andreas Küttel: „Der erste war noch ok, aber im zweiten Durchgang habe ich nie das Sprunggefühl gefunden. Aber so Bedingungen gibt es immer wieder mal. Sie finden jetzt besonders Aufmerksamkeit, weil es sich um das letzte und entscheidende Springen bei der Tournee handelt.“
Arthur Pauli: „Durchgang 2 war ok. Es hat im ersten extrem gebremst und es war schwer zu springen. Die Tournee an sich war für mich in Ordnung. Allerdings ist noch viel Luft nach oben. Zum Wetter kann ich nur sagen, dass es sich beim Skispringen eben um eine Freiluftsportart handelt.“
Gregor Schlierenzauer: „Das ich beim Heimspringen raus bin, ärgert mich schon. Dazu gekommen ist auch noch ein Materialfehler beim Sprung. Es sollte dieses Mal nicht sein. Das Leben geht weiter, ich bin noch jung und weder noch oft an der Tournee teilnehmen.“
Michael Neumayer: „Im ersten war ich zu spät. Generell ist nur Janne im ersten Durchgang zu Recht gekommen. Bei mir hat es gereicht. Der erste Durchgang war kurios, eigentlich unfair, denn die Spur war bei den Besten sehr langsam. Aber so ist Skispringen, schön für mich und eben schade für die anderen. Es kann brutal sein und die, die normal aufs Treppchen gehören gehen leer aus. Ich freue mich über mein Gesamtergebnis, es ist unglaublich. Über einen 6. Gesamtrang hätte ich mich genauso gefreut.“
Adam Malysz: „Janne ist einfach der Beste. Er hat die nötige Routine die man braucht um so erfolgreich zu sein. Ich war eigentlich gut drauf und bin aber nicht ganz zufrieden. Nächstes Jahr werde ich wieder voll angreifen.“
Martin Koch: „Die Spur hält im 2. Durchgang, das hätte ich nicht gedacht. Ich bin nicht wirklich zufrieden mit der Tournee, denn ich könnte es besser. Nach der Niederlage gestern habe ich mich ganz gut erholt und habe eine ordentliche Leitung gezeigt. Morgi hatte Pech und zeigte zudem einen nicht so guten Sprung. Es ist schade, dass das Wetter die Tournee entscheidet.“
Martin Schmitt: „Eine gute Leistung von mir. Ich bin wirklich zufrieden. Und endlich mal wieder nah an das Podium heran. Ich muss weiter meine Sprünge stabilisieren und weiter arbeiten. Mit dem Sprung im ersten Durchgang hat sich Michi die Chance auf den tollen Gesamtplatz erhalten. Super.“
Janne Ahonen: „Was soll sich sagen. Ich bin über diesen Sieg so glücklich. Nach Oberstdorf hat es danach ausgeschaut, als ob ein Triumph im Gesamtklassement fast unmöglich wäre. Aber ich habe es dennoch geschafft. Ich kann noch gar nicht fassen, was ich erreicht habe.“
Thomas Morgenstern: „Es war ein schwieriges Springen mit einer schwierigen Spur. Ich habe mein Bestes gegeben. Der 2. Durchgang baut mich auf. Jetzt greife ich wieder nach meinem eigentlichen Ziel, dem Gesamt-Weltcup. Man kann sich nur mit 100 Prozent auf ein Ziel konzentrieren. Die Tournee kann man nicht so einfach mitnehmen. Aber mein 2. Platz freut mich sehr.“
Anders Bardal: „Ich war extrem nervös. Noch nie in meiner Karriere ging ich als letzter Springer vom Bakken. Und als ich hörte, dass Janne einen wirklich guten Sprung hingelegt hat, würde ich noch nervöser. Aber mit dem 2. Platz bin ich mehr als zufrieden.“
Top Tournee trotz Widrigkeiten: Organisatoren mit der diesjährigen Auflage zufrieden
Bischofshofen (jm).
Nicht nur für den „König der Vierschanzentournee“, Janne Ahonen, war die 56. Internationale Jack Wolfskin Vierschanzentournee ein voller Erfolg: Auch die Organisatoren des Skisprung-Spektakels und die internationalen TV-Stationen sind rundum zufrieden. „Die Einschaltquoten waren top, die Stadien gut gefüllt. Wir haben trotz aller Widrigkeiten eine sehr gute Veranstaltung erlebt“, erklärt Tournee-Präsident Caus-Peter Horle.
Die 56. Jack Wolfskin Vierschanzentournee erzielte in Deutschland bei ARD und ZDF hervorragende Quoten. Insgesamt saßen bei den vier Bewerben in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und zweimal Bischofshofen allein in Deutschland im Durchschnitt 1,5 Millionen Menschen mehr vor dem Fernseher als noch im vergangenen Jahr beim Privatsender RTL (6,24 Mio gegenüber 4,8 Mio). Auch international fand die Vierschanzentournee eine so große Beachtung wie schon lange nicht mehr. „In Finnland, Norwegen und Österreich gab es neue Rekorde“, sagt Tournee-Pressechef Ingo Jensen. Das Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen erreichte in Norwegen einen Marktanteil von über 75 %, der ORF erreichte in Österreich über die gesamte Tournee hinweg Marktanteile um 50 % und in der Spitze sogar bis zu 57 %.
Auch mit der Zuschauerzahl zeigte sich das Organisationskomitee zufrieden. „Wenn man bedenkt, dass gleich zwei Qualifikationstage in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck ausgefallen sind und das mit 21.000 Besuchern ausverkaufte Innsbrucker Springen kurzfristig nach Bischofshofen verlegt werden musste, können wir mit der erreichten Marke sehr zufrieden sein. Schließlich mussten wir beim Ersatzspringen in Bischofshofen innerhalb eines Tages das komplette Stadion neu verkaufen, weil die Tickets vom Vortag nicht galten“, so Jensen. Insgesamt kamen heuer 91.000 Besucher zu den vier Wettbewerben der Jack Wolfskin Vierschanzentournee. Im Vorjahr hatten noch 20.000 Besucher mehr die Springen der Tournee verfolgt.
Wermutstropfen der Tournee war das verregnete Finale am Dreikönigstag in Bischofshofen mit einem kuriosen ersten Wertungsdurchgang. Aufgrund des starken Regens und wechselnder Winder strauchelten einige Athleten aus den Top Ten der Tourneewertung und verpassten den Einzug ins Finale der besten 30. „Damit war natürlich für sie die Chance auf eine gute Tournee-Plazierung dahin. Aber auch Janne Ahonen und Thomas Morgenstern haben schlechte Bedingungen gehabt und es mit ihrer Klasse geschafft, am Ende ganz vorne zu stehen“, sagt Claus-Peter Horle.
Der 30-jährige Janne Ahonen gewann nicht nur das Abschlussspringen in Bischofshofen, sondern zum fünften Mal in seiner Karriere auch die Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Er überflügelte damit Jens Weißflog (Deutschland) der die Tournee viermal gewonnen hatte.
Die Serie ist gerissen. Beim letzten Wettkampf vor Weihnachten hat endlich ein anderer Springer als Thomas Morgenstern gewonnen. Andreas Küttel (252,7 Punkte) machte beim Heimspiel in Engelberg den ersten Schweizer Sieg in der Geschichte perfekt und verhinderte den Rekordsieg von Morgenstern. Der hätte mit einem 7. Triumph den Rekord von Janne Ahonen und Matti Hautamäki geknackt. Zweiter wurde Gregor Schlierenzauer (248,9) vor Morgenstern (246,6). Großes Pech hatte Andreas Kofler, der als Führender des ersten Durchgangs auch im Finale die größte Weite erzielte, nach der Landung aber stürzte und sich mit Rang fünf zufrieden geben musste. 'Kofl' ließ seinen Tränen im Zielraum freien Lauf.
Michael Uhrmann bestätigte seinen Aufwärtstrend und wurde starker Sechster: "Ich habe ein bisschen profitiert. Der 6. Platz ist natürlich toll so kurz vor Weihnachten. Gesundheitlich sehe ich mich bei etwa 80 Prozent, aber es wird Stück für Stück besser", sagte der 28-Jährige. Auch bei Georg Späth platzte endlich der Knoten: Platz 12. "Sehr gut. Gestern war ich nahe am Verzweifeln, heute lief es wesentlich besser", freute er sich über sein bestes Saisonergebnis. Michael Neumayer kam auf Rang 16. "Das war der erste schlechte Sprung seit Trondheim. Aber generell passt die Form, das Material auch. Ich hoffe, dass es eine schöne Tournee wird."
In Finnland und Polen will keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen. Sowohl Janne Ahonen als auch Adam Malysz suchen nach ihrer Glanzform. Ahonen schaffte es bisher einmal aufs Podest, Malyszs bestes Saison-Ergebnis ist ein 7. Platz. Zu wenig für den viermaligen Weltcup-Gesamtsieger.
"Tournee ist halt Tournee", sagte Christof Duffner einst. Und deshalb sind trotz der mäßigen deutschen Leistungen in den letzten Jahren wieder mehr als 20.000 Menschen ins Oberstdorfer Stadion gepilgert, um ihre Lieblinge anzufeuern. Bei richtig guter Stimmung siegte einmal mehr der Überflieger der Saison, Thomas Morgenstern aus Österreich, und zwar schon zum 7. Mal in dieser Saison. Mit einem Finalsprung auf 141,5 Meter kam er auf 295,9 Punkte und siegte mit großem Vorsprung auf Gregor Schlierenzauer (280,7) und Janne Ahonen (279). "Das war einer der besten Sprünge in diesem Winter. Das war einfach geil", jubelte der Kärtner. Michael Neumayer und Martin Schmitt erzielten als 7. bzw. 11. ein hervorragendes Ergebnis für Deutschland. "Dass ich jetzt bei der Tournee eine so gute Leistung abrufen kann, ist natürlich ideal", freute sich Neumayer.
Michael Uhrmann, der schon in Training und Qualifikation unter seinen Möglichkeiten sprang, schied dagegen sang- und klanglos aus. Stephan Hocke und Julian Musiol ereilte das gleiche Schicksal. Doch immerhin vier Deutsche hatten den Sprung ins Finale geschafft, darunter mit Severin Freund auch einer der Athleten aus dem zweiten Glied. Freund wurde 30. und holte seinen ersten Weltcup-Punkt, Georg Späth kam auf Rang 27.
"Sie sind heute gut gesprungen, der Einstand für die Tournee war schon mal gut. Im Erfolg ist halt alles einfacher, deshalb war es ein bisserl schwierig die letzte Zeit. Aber das war in Ordnung", fasste Bundestrainer Peter Rohwein treffend zusammen.
Kofler, der Pechvogel - auch Romoeren raus
Die österreichischen Hoffnungen auf den ersten Tournee-Sieg seit dem Jahr 2000 erhielten einen kräftigen Dämpfer, als Andreas Kofler nach der Landung die Ski verkantete und er böse stürzte. Der Tiroler krachte mit voller Wucht in die Bande und blieb dort liegen. Nach ersten Diagnosen ist er zwar unverletzt, aber die Tournee-Wertung kann der 23-Jährige natürlich abschreiben. Besonders bitter für Kofler, der schon in Engelberg den möglichen Sieg durch einen Sturz bei der Ausfahrt vergab. Ob er in Garmisch-Partenkrichen an den Start gehen wird, ließ Kofler offen.
Ebenfalls alle Tournee-Hoffnungen begraben kann Norwegens Björn-Einar Romoeren, der nach schon gestandenem Sprung wegen einer Unachtsamkeit doch noch zu Fall kam. Viele meinten, nach der Sturzlinie, doch die Punktrichter sahen das anders und straften Romoeren ab. Da der polnische Sportheld Adam Malysz nur 17. wurde und auch Andreas Küttel 10., ist nach dem ersten Springen der Favoritenkreis schon um einiges kleiner geworden. Morgenstern, Schlierenzauer, Ahonen und vielleicht noch Tom Hilde aus Norwegen, der auf der Schattenbergschanze Vierter wurde.